Heilpädagogik

[78] Heilpädagogik, Bezeichnung der wissenschaftlichen und praktischen Bestrebungen, die sich auf geeignete Erziehung und Unterricht krankhaft veranlagter Kinder beziehen. Die H. umfaßt daher nicht nur die Blinden- und Taubstummenbildung, die pädagogische Behandlung blöd- u. schwachsinniger Kinder (s. Hilfsschulen), der Krüppel etc., sondern auch die der geringern Grade solcher physischer und psychischer Kinderfehler, die nicht unbedingt Aufnahme der damit Behafteten in Schulen und deren erfolgreiche Erziehung im elterlichen Haus ausschließen. Pädagogik und Heilkunde haben auf diesem weiten Gebiete zusammenzuwirken, und es ist anzuerkennen, daß beide Wissenschaften in den letzten Jahrzehnten sich dieser Aufgabe mit zunehmender Gründlichkeit und erfreulichem, wenngleich noch längst nicht ausreichendem Erfolg angenommen haben. Wegen der praktischen Veranstaltungen der H. muß auf die einzelnen Artikel verwiesen werden; vgl. auch besonders den Artikel »Kinderpsychologie«. Vgl. Georgens und Deinhardt, Die Heilpädagogik (Leipz. 1861–63, 2 Bde.); Strümpell, Die pädagogische Pathologie (das. 1890; 3. Aufl. von Spitzner, 1899); Preyer, Die Seele des Kindes (5. Aufl., das. 1900); Közle, Die pädagogische Pathologie in der Erziehungskunde des 19. Jahrhunderts (Gütersl. 1893); Trüper, Psychopathische Minderwertigkeiten im Kindesalter (das. 1893); Spitzner, Die wissenschaftliche und praktische Bedeutung der Lehre von den psychopathischen Minderwertigkeiten für die Pädagogik (Leipz. 1894); Reukauf, Abnorme Kinder und ihre Pflege (Langens. 1894); Herrmann, Das schwache Kind (Ravensb. 1898); A. Fuchs, Schwachsinnige Kinder, ihre sittliche und intellektuelle Rettung (Gütersl. 1899); Demoor, Die anormalen Kinder und ihre erziehliche Behandlung in Schule und Haus (deutsch, Altenb. 1901); Th. Heller, Grundriß der H. (Leipz. 1904); Bösbauer, Miklas und Schiner, Handbuch der Schwachsinnigen-Fürsorge (das. 1904); Stritter, Die Heilerziehungs- und Pflegeanstalten für schwachbefähigte Kinder etc. in Deutschland und den übrigen europäischen Staaten (Hamb. 1901, Nachtrag 1904); »Beiträge zur pädagogischen Pathologie« (hrsg. von Fuchs, Gütersl. 1896–98, 4 Hefte); »Die Kinderfehler. Zeitschrift für pädagogische Pathologie und Therapie« (hrsg. von Trüper, Ufer und Koch, Langensalza, seit 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 78.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: